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„Mein Kind isst am liebsten Nudeln mit ohne Sauce.“„Meine Tochter mag kein grünes Gemüse.“ „Mein Sohn isst ja nichts Gescheites.“ Diese und ähnliche Aussagen bekommt man von vielen Eltern zu hören.

In Foren und Spielgruppen wird das Thema Ernährung früher oder später aufkommen. Die Sorge der Eltern ist groß. Nur, worum sorgen sich die Eltern denn eigentlich? Dass das Kind nicht genug Nährstoffe bekommt? Dass es vielleicht mal dick wird oder dass es gar verhungert? Als Elternteil kann man sich genau diese Frage stellen und einmal reflektieren worum es wirklich geht, wenn das eigene Kind „kein“ Gemüse isst. Isst es denn tatsächlich kein Gemüse oder nichts Gesundes oder isst es vielleicht nur nicht in dem Ausmaß in dem es sich die Eltern wünschen?

Angebot und Nachfrage

In Amerika wurde eine Studie unter der Leitung von Dr. Birch durchgeführt, bei der Kleinkinder über einen Zeitraum von einigen Wochen selbst aus einer Vielfalt an Nahrungsmitteln auswählen konnten, was und wie viel sie essen. Dies wurde protokolliert und verglichen. Auch wenn sich manche Kinder anfangs sehr einseitig und mit skurrilen Kombinationen ernährten, kam am Ende doch heraus, dass die Verteilung der Nährstoffe bei allen Teilnehmern annähernd gleich war. Eltern müssen sich also keine Sorgen machen, dass ihre Kinder zu wenig von etwas bekommen, solange sie es den Kindern ausreichend anbieten. Natürlich ist es auch hier von Vorteil als gutes Beispiel voran zu gehen. Wenn Mama niemals Brokkoli isst, dann wird der Sprössling dem grünen Gemüse auch eher skeptisch gegenübertreten.

Wiederholtes Angebot

Eine weitere Studie von Birch zeigt, dass sich zu viel elterliche Kontrolle negativ auf die gesunde Selbstkontrolle der Kinder auswirkt. Statt Ungesundes zu verbieten, sollte man eher vermehrt Gesundes anbieten. Dabei spielt das wiederholte Angebot eine große Rolle.

Kinder werden mit einer Neophobie (die Angst vor Neuem) geboren. Dies hat in früherer Zeit das Überleben erhöht.

Sie sind neuen Lebensmitteln gegenüber prinzipiell nicht sehr aufgeschlossen und auch Farbe und Geschmack sind ausschlaggebend darüber, ob etwas probiert wird oder nicht. So deuten zum Beispiel grüne oder bittere Lebensmittel darauf hin, dass etwas noch unreif oder sogar giftig sein könnte. Rote Nahrungsmittel werden hingegen mit reifen, süßen Früchten assoziiert. Möchte man also den oft verschmähten Brokkoli oder ähnliches in den Speiseplan der Kinder integrieren, geht das am besten, wenn er öfters am Teller landet. Ca. 8-10 mal braucht es bei einem neuen Geschmack bis man „auf den Geschmack“ kommt.

Übrigens ist die Motivation etwas Neues auszuprobieren größer, wenn Kinder auch wirklich Hunger haben. Gab es vor dem Essen einen Snack oder Saft zu trinken, ist der Hunger vermutlich nicht mehr allzu groß.

Kommunikation und Wertigkeit der Nahrungsmittel

Als Erwachsener argumentiert man oft sehr rational. „Das ist aber gesund“ oder „Das ist gut für das Immunsystem.“ Solche Aussagen sind für Kinder eher schwer nachvollziehbar. Ebenso sollte man Kinder nicht zwingen etwas zu essen oder mit einer süßen Belohnung aufwarten, wenn sie das Gemüse zusammen essen. Süßigkeiten, bzw. bestimmte Nahrungsmittel als Belohnung für ein bestimmtes Verhalten heranzuziehen, macht diese nur noch begehrenswerter und sorgt im späteren Leben eher für Übergewicht und ein erlerntes Verhaltensmuster, sich selbst mit kalorienhaltigen Lebensmitteln zu belohnen.

Gemeinsam

Den Weg zu einer gesunden ausgewogenen Ernährung kann man mit Kindern gemeinsam gehen. Man kann spielerisch mit Kindern erfahren, wie groß eine Portion ist, was welche Nährstoffe enthält, wovon man viel und wovon man eher weniger essen sollte. Dabei kann verglichen werden, wie viel für Erwachsene in Ordnung ist und wie viel für Kinder. Daraus entsteht ein gutes Verständnis für die Aufteilung der Lebensmittel innerhalb eines Speiseplans und man kann diesen gemeinsam zusammenstellen. Wenn Brokkoli oder Spinat nicht gemocht werden, findet man miteinander einen Ersatz dafür.

Tipps und Tricks

Gemüse muss nicht immer nur fade zubereitet am Tellerrand liegen und Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Wie wäre es mal mit einer Cremesuppe aus grünem Gemüse? Die heißt dann Hulk-Suppe, denn Hulk ist doch auch ganz grün. Und warum der so stark ist? Na weil er eben sehr viel von so einer Suppe isst.

So lässt sich jedes grüne und weiße Gemüse, egal ob Brokkoli, Sojabohnen, Spinat oder Karfiol, gut verstecken. Erbsen und Erdäpfel runden den Geschmack ab und machen die Suppe ohne Zusatz von Milchprodukten cremiger. Backerbsen, Schöberl oder geröstete Kerne bringen auch noch den Knack mit. Mit kreativen Namensgebern schmeckt vieles besser. Eine Miraculous – Suppe könnte zum Beispiel aus Tomaten, Karotten oder roten Linsen bestehen. Die schwarzen Punkte könnten Tropfen aus Kürbiskernöl sein.

Auch Muffins sind eine tolle Art Gemüse und Kräuter zu verstecken

Außerdem lassen sie sich am nächsten Tag gut als Jause mit in den Kindergarten oder die Schule geben. Sie könnten dann Räuber-, Seefahrer-, Geheimrezept- oder Zaubermuffins heißen. Das weckt die Neugierde und Freude von Kindern, nicht umsonst sind Kindermenüs im Restaurant mit allen möglichen Namen versehen.

Ein letzter Tipp noch für die Salatmuffel unter den Kindern: Es gibt so viele verschiedene Essigsorten, die Salat zu einem tollen Geschmackserlebnis machen. Feige, Erdbeere, Dattel, Marille und hundert andere Sorten findet man in eigenen Fachgeschäften. Der süße Geschmack solcher Essigsorten hebt den bitteren des Salats oft auf und vielleicht kann man damit den einen oder anderen Verweigerer überzeugen.

Dieser Beitrag wurde im Auftrag von „MeineFamilie.at“ von mir verfasst und auch dort publiziert. Link https://www.meinefamilie.at/ich-mag-nicht-gemuese-essen